Historie

„Kerbegesellschaft Haßloch 1988 e. V.“ feierte 2013 ihren 25. Geburtstag

Im Rüsselsheimer Ortsteil Haßloch besucht man gerne die Kerwe-Veranstaltungen auf dem Platz „An der Wied“ und empfindet es als Besucher schon fast selbstverständlich, was dort zu aller Freude geboten wird. Dahinter verbirgt sich allerdings ein Verein mit inzwischen 140 Mitgliedern, der das Rahmenprogramm der Kerb auf der Wied organisiert und finanziert. Dieser Verein, die „Kerbegesellschaft Haßloch 1988 e.V., arbeitet dank seiner Mitglieder schon 25 Jahre lang daran, gemeinsam mit der Stadt Rüsselsheim, den Haßlocher Kerweborsch sowie den Haßlocher Vereinen und Organisationen eine schöne Haßlocher Kerb auf die Beine zu stellen.

Die „Kerbegesellschaft Haßloch 1988 e.V.“ hat ihren Gründungstag eigentlich einem Versehen zu verdanken. Im Rahmen der Vorbereitung der Haßlocher Kerb 1988 stand eine Vorbereitungssitzung des Organisationsteams Haßlocher Vereine und Organisationen an. Durch ein Versehen waren offenbar einige Vereinsvertreter nicht oder zu spät eingeladen worden und so saßen nur ein paar Vereinsvertreter im Saal des Gasthauses zum Schützenhof und stellten sich die Frage, ob das Interesse an der Ausrichtung der Kerb bei einigen Vereinen nachlassen würde. Friedel Roosen, der als Vorsitzender des „THW-Fördervereins“ mit anwesend war, berichtete in dem Zusammenhang wie in Obergladbach, einem Ortsteil von Schlangenbad im Taunus, die „Obergladbacher Kerbegesellschaft“ schon seit Jahren wirkungsvoll die örtliche Kerb organisiert. Da die anwesenden Vereinsmitglieder befürchteten, dass nach dem großen Erfolg der wiederbelebten Kerb von 1986 dieses Ortsfest wieder einschlafen könnte, beschloss man spontan, ebenfalls eine Kerbegesellschaft ins Leben rufen zu wollen. Pfarrer Alois Luttermann, der als Pensionär die Haßlocher Dreifaltigkeitskirche betreute, sagte spontan, „jeder Verein braucht Geld“, zückte den Geldbeutel, legte 20 DM auf den Tisch und meinte „so das ist mein erster Vereinsbeitrag“. 9 Anwesende, dabei auch die Wirtin Ursula Roosen, unterschrieben auf einem Blatt Papier die Vereinsgründung. Die Gründungsmitglieder waren: Horst Driller, Dieter Henrich , Karl-Heinz Kaus, Friedel Roosen, Ursula Roosen, Manfred Schmitt, Ingolf Schneider, Werner Stubbe , Walter Zaske

„KGH 1988“ – wem is die Kerb?

Auch wenn der Name „Kerbegesellschaft Haßloch 1988 e.V.“ bereits mehr als deutlich zeigt, dass die Hauptaufgebe des Vereins gewiss die Ausgestaltung der Haßlocher Kerb ist, lässt die Satzung der „KGH 1988“ mit den Zielen „Pflege, Unterstützung und Förderung des heimatlichen Brauchtums“ durchaus weitere Spielräume in ihrem Wirken zu. Ebenso hat man sich der Aufgabe „Koordinierung von Veranstaltungen Haßlocher Vereine und Organisationen, mit denen der gesamte örtliche Bereich angesprochen wird“ verschrieben. Diese Vorgabe wird mit der Organisation und Finanzierung des Rahmenprogramms der Haßlocher Kerb erfüllt. Dabei hat die „KGH 1988“ stets großen Wert darauf gelegt, die Organisation der Kerb im Schulterschluss mit den Haßlocher Kerweborsch und im Einklang mit allen Haßlocher Vereinen und Organisationen durchzuführen, was vielleicht eines der Erfolgsrezepte der Haßlocher Kerb sein mag. „Erfolg hat man, wenn es viele wollen“, sagt dazu Friedel Roosen, der dem Verein von Anbeginn an als 1. Vorsitzender vorsteht. So hat die „KGH 1988“ – als nach außen sichtbares Zeichen für das gute Miteinander der Vereine und Organisationen im Ort – 1991 einen Vereinsbaum errichtet, an dem die Wappen aller an der Koordinierung der Haßlocher Kerb beteiligten Vereine angebracht sind.

Die Haßlocher Kerb ist unter dem Einfluss von „KGH 1988“ und Kerweborsch, die zugleich auch dem Vorstand des Vereins angehören, durchaus zu etwas besonderem erwachsen, nämlich zu einer traditionsbezogenen Kerb, die auf der „Wied“, am „Dalles“, auf den Straßen und in Gaststätten mit sehr viel Lokalkolorit und Herzblut gefeiert wird. Dazu gehören unter anderem der Bunte Abend der Vereine, das „Euplacke“ verdienter Bürger, die Krönung des Ebbelwoikönigs, der Dreikampf der Vereine, ein großer Kerweumzug, viel Musik an der Wied, ein Dreikampf der Kerweborsch, Frühschoppen in den Gaststätten, Kasperl-Theater für die Kleinen und am Ende eine Beerdigung, bei der die Kerb „verbrannt“ wird.

Auch wenn sicherlich der Dreh- und Angelpunkt des Vereins die Haßlocher Kerb ist, gibt es eine ganze Menge mehr, was die „KGH 1988“ auf die Beine stellt.

Dazu zählt gewiss auch eine Art „Jahrbuch“, das von der „KGH 1988“ herausgegeben wird. Die 2016 132 Seiten starke „Haßlocher Kerbezeitung“ wurde mit 1.400 Exemplaren gedruckt und kostenlos in ganz Alt-Haßloch und am Haßlocher Kerweplatz verteilt. Die „Haßlocher Kerbezeitung“ ist inzwischen zu einem regelrechten Kompendium der Haßlocher Geschichte erwachsen und enthält auch neben dem Kerweprogramm immer wieder Interessantes aus der Historie, von Zeitzeugen oder über die heimische Mundart. Gerade deshalb ist sie für viele Haßlocher ein begehrtes Sammelobjekt geworden.

Haßlochs Ebbelwoi spielt ebenfalls eine Rolle bei der „KGH 1988“. Hausgemachte „Stöffcher“ werden durch eine Gruppe quasi „vereidigter Sachverständiger“, wie man die „Ebbelwoigeschworenen“ bezeichnen könnte, in einer „Sinnenprobe“ – nach Geschmack, Geruch und Aussehen – auf ihre Qualität hin geprüft.

Apfelweinadel

Die Apfelweinhersteller, die dabei mit ihrem Produkt überzeugen konnten, werden an der jeweils folgenden Kerb in den „Apfelwein-Adelsstand“ erhoben. „Ebbelwoigeschworene“, sind übrigens Haßlocher Bürger, die nicht im Ort geboren sind, sich aber seit vielen Jahren für das Gemeinwesen einsetzen. Sie werden auf Vorschlag Haßlocher Vereine und Organisationen an der Haßlocher Kerb durch die „KGH 1988“ in einer Einbürgerungszeremonie „eugeplackt“ und mit Apfelwein zu „Ebbelwoigeschworenen“ getauft.

Die Finanzierung der Haßlocher Kerb hat in Haßloch übrigens einen recht angenehmen „Beigeschmack“, da die „KGH 1988“ an der Haßlocher Kerb und am Haßlocher Weihnachtsmarkt einen Getränkestand, das „Getränkeparadies“, betreibt. Auch dies setzt ein großes Engagement vieler Mitglieder voraus, wofür sich die „KGH 1988“ mit Veranstaltungen bei ihnen bedankt. Hierzu zählen Wandertage oder Fahrradtouren und alljährlich eine schöne Weihnachtsfeier.

Auch ein Haßlocher Vereinskalender wird von der „KGH 1988“ jährlich erstellt und an die Haßlocher Haushalte verteilt, um im Örtchen über die Veranstaltungen der Haßlocher Vereine zu informieren.

Nikolaus

Seit vielen Jahren organisiert die „KGH 1988“ am 1. Adventswochenende auch den anheimelnden Haßlocher Weihnachtsmarkt der Vereine auf dem Platz „An der Wied“. Auch hier verleiht der Platz der Veranstaltung eine besondere Atmosphäre und in der zentral stehenden Linde sind viele kleine Lichtchen eingesponnen, die ab Einbruch der Dämmerung leuchten. Zudem wird die schöne Haßlocher Dreifaltigkeitskirche in den Weihnachtsmarkt mit einbezogen. So steigen bei Einbruch der Dämmerung die Turmbläser in die „Laterne“ des Glockenturmes auf und intonieren von dort weihnachtliche Melodien. Der Männergesangverein „Liederkranz“ Haßloch umrahmt den Samstagabend-Gottesdienst, und am Sonntagnachmittag findet stets ein vorweihnachtliches Konzert, das „Adventliche Musizieren“ in der Kirche statt. Auf der Bühne vor der Kirche ist außerdem manche musikalische Darbietung zu erleben. Aber auch dank des Biebelschen Karussells, Norbert Kerz als Nikolaus, vielen Weihnachtsbäumen, mit denen die Wied dekoriert ist, und einem tollen Angebot der einzelnen Vereine ist der Weihnachtsmarkt in all den Jahren ein Publikumsmagnet geblieben.

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